Flucht oder Angriff

21.03.2019

— Die Urinstinkte in uns —

Erkennen der Urinstinkte

Foto: Arne Drescher

Die Urinstinkte in uns

In meiner Serie "Das Hasen-Prinzip" schreibe ich über das Thema Mitarbeiterbindung bzw. Fluktuationsprävention. Der Vergleich ist bewusst so gewählt. Natürlich haben wir mehr als nur die Instinkte von großen Nagetieren. Dennoch sind in uns Menschen die Urinstinkte wie Flucht oder Angriff tief verwurzelt. Die Hasen selbst tendieren eher zu der Flucht anstatt in den Angriff über zu gehen. Hier sehen wir Lilly, die angesichts der unbekannten Kamera gerade überlegt zu flüchten. Die Option Angriff kommt insbesondere dann zum tragen, wenn z.B. ihre Kinder in Gefahr sind. Auch die Gründe für die Entscheidung von Mitarbeitern das Unternehmen zu verlassen sind unterschiedlich und könnten eine Fluchtreaktion sein. So z.B. die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust oder ein verlorener "Kampf" um einen Rang.

— Die Praxis —

Flucht oder Angriff im Arbeitsalltag

Neben der strategischen und sozialen Überlegung in unserem Handeln kehren wir in Konflikten oder Gefahrensituationen unbewusst in unser urinstinktliches Handeln zurück. Nach den beiden Optionen: Flucht oder Angriff, entscheiden wir in einer Verhandlung nachzugeben oder vielleicht unbewusst in den Angriff über zu gehen. Der Mitarbeiter, der bei einer Gehaltsverhandlung mit der Kündigung droht anstatt mit Verweis auf seine Leistung Argumente zu bringen, dass er sein Geld wert ist. Eine Führungskraft die mit Degradierung oder Kündigung droht, weil er sich angegriffen fühlt. Aber warum ist das so?
Im Fokus der Reaktion ist die vorangegangene Aktion. Durch ein Verhalten hat eine Person die andere Person in Angst versetzt. Das kann passieren durch: Verlust der Stellung in der Gruppe, Ausschluss aus der Gruppe oder ein persönlicher Angriff. Übersetzt bedeutet dies: Kündigung, Degradierung, Verlust des Ansehens im Unternehmen oder das Sanktionieren in Form Entzug von Privilegien. Weiter ist der Rang der beiden interagierenden Personen wichtig. Steht die eine Person der anderen gegenüber höher, will derjenige seinen Stand wahren und fühlt sich vielleicht schon bei einem dominanten Verhalten des gegenüber angegriffen. Wenn wir Angst verspüren oder uns angegriffen fühlen handeln wir nicht mehr rational, zumindest nicht immer. Es kann den Menschen innerlich aufwühlen oder eben zu unüberlegten Handlungen führen. Wie können wir dieses Wissen für uns nutzen?

Bewusst mit den Urinstinkten umgehen
Wer sich bewusst macht, dass diese urinstinktlichen Handlungsweisen in uns stecken, kann dies nutzen. Wenn ich in ein eskaliertes Projekt geschickt wurde habe ich als erstes das wichtigste getan, was man als Projektleiter in dieser Situation tun kann: nichts. Ich habe in den Meetings zugehört, keinen Gegenangriff gemacht und gewartet bis sich der gegenüber beruhigt hat. Wir sind so aus der Angriffsstrategie hin zu einem vernünftigen Gespräch gekommen. Wenn Sie in einer solchen Situation aufgefordert werden etwas zu sagen, dann antworten Sie ruhig, leise und sachlich. Erkennen Sie also ob jemand im Angriffsmodus ist und vielleicht auch warum. Die meisten Kunden haben ein Projekt eskaliert, weil sie das Projekt als gescheitert ansehen und unzufrieden sind. Der Misserfolg würde auf sie zurückfallen. Selten wird wortlos gekündigt, sondern es wird in den Angriff übergegangen. Nur der nutzt ja niemanden. Wenn ich in der Situation nachgegeben hätte, hätten beide Seiten verloren. Zurück zu einer Sachlichen Ebene konnte ich die Gründe für z.B. eine Verzögerung erklären. Weiter habe ich dann wieder ein Ziel aufgebaut. Im Zweifel eben zwei Projekte, das Eine zum gewünschten Zeitpunkt und das Folgende zum gewünschten Umfang. Für Sie in der Personalarbeit sind die Konflikte ggf. ähnlich. Es gibt Konflikte zwischen Führungskräften und Mitarbeitern die bereits im Angriffsmodus laufen. Hier ist die Rolle des Mediators wichtig. Dieser führt die Konfliktparteien zurück in den sachlichen Modus. Vielleicht suchen Sie nach solchen ruhigen Typen im Unternehmen. Das muss auch keine Führungskraft sein. Weiter habe ich die Erfahrung gemacht, dass Konflikte unter gleichen Geschlechtern oft durch die reine Anwesenheit des anderen Geschlechts deeskaliert werden können. 

— Fluktuationsprävention —

Urinstinkten entgegenwirken

Zeichnung: Arne Drescher

Fluktuationsprävention

Neben der Deeskalation im Arbeitsalltag hilft das Wissen um Flucht oder Angriff auch bei der Bindung Ihrer Mitarbeiter. Wenn sich im Unternehmen Gerüchte verbreiten, dass z.B. ein Produkt nicht weiterentwickelt wird, haben die betroffenen Mitarbeiter Angst, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Sie flüchten dann in vermeidlich sichere Anstellungsverhältnisse. Steuern Sie mit einer guten Unternehmenskommunikation dagegen. Wenn etwas an den Gerüchten dran ist, erklären Sie wie es für die Mitarbeiter weiter geht und wenn nicht, dementieren Sie begründet diese Gerüchte. Erhöhen Sie Ihren Zaun um gute Mitarbeiter im Unternehmen zu halten.

Also machen Sie sich bewusst, dass Angst oder Flucht ein Teil von uns ist und sind Sie gespannte wie oft Sie dieses Verhalten wiederfinden. Viel Spaß dabei.

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